Jusos Ulm

Solidarisch in Ulm

Kräftig aufmischen statt sturer Politik - Interview mit Südwest Presse Ulm

Veröffentlicht am 29.03.2008 in Presseecho
Jugendliche über ihre Motivation, sich in Parteien zu engagieren, und welchen Einfluss sie nehmen können Die Jugendseite der Südwest Presse Ausgabe Ulm hat Vertreter aller politischen Jugendorganisationen eingeladen um über Motivation, das Leben in der Partei und die mögliche Einflussnahme zu sprechen. Von den Ulmer Jusos nahm Florian SChiffbauer an dem Gespräch teil.

Erschienen in: Südwestpersse Ulm

Es herrscht Politikverdrossenheit in Deutschland. Warum seit Ihr trotzdem politisch engagiert?

Andreas (Solid): Ich finde es echt gut, dass wir junge Leute uns politisch engagieren, denn wir haben in Deutschland das Phänomen, eine große Gruppe Nichtwähler zu haben, die vielleicht schon resigniert hat. Es muss unsere Aufgabe sein, Jugendliche für Politik zu interessieren. Ich selbst bin 2005 in die Linkspartei eingetreten, als PDS und WASG fusioniert sind. Ich habe das als historische Chance für die Linke begriffen und wollte dabei sein.

Sophie (Grüne Jugend): Ich komme aus einem politischen Elternhaus. Während der Wahlen 2005 war ich in den USA und konnte nicht mitagieren. Danach habe ich beschlossen, mich stärker einzubringen.

Christof (Junge Union): Bei mir resultiert das politische Engagement aus der Überzeugung, dass nur zuschauen nichts bringt. Ich will mitmachen. Ich war in Berlin zu Besuch bei Helmut Kohl, der mir gesagt hat, dass das unser Jahrhundert ist und wir es in der Hand haben, dass es ein glückliches wird. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass die junge Generation mitmischen und aufmischen sollte.

Alexander (Jusos):Mich hat es richtig gepackt mit der Bahnhof-Schließung in Neu Ulm, weil der für die Jugend- und Kulturszene ein wichtiger Ort war. Da haben Lesungen und Konzerte und so weiter stattgefunden. Das war ein toller Treffpunkt, der einfach weggenommen wurde. Die Politik im Stadtrat hat sich dafür nicht interessiert und hat sich nicht für eine Alternative eingesetzt. Da haben wir in Neu Ulm eine Arbeitsgemeinschaft gegründet.

Robert (Junge Union): Ich habe mich früh für Politik interessiert. Während der Zeit Schröders immer mehr. Die Junge Union war für mich die einzige Wahl, weil die am meisten meine Interessen vertritt. Man sollte nicht nur auf Politik schimpfen, sondern selber mitmachen.

Florian (Jusos):Ich bin als Schüler letztes Jahr bei den Jusos eingetreten. Ich komme auch aus einem politischen Elternhaus, mein Vater ist in der CDU. Ich habe daher als Gegensatz die CDU mit Schröder verglichen und fand so meine eigene Meinung: Ich habe mich für die Jusos entschieden.

Habt ihr politische Vorbilder?

Andreas:Politische Vorbilder habe ich keine, ich brauche keine großen Theoretiker, denken kann jeder Mensch selber.

Christof: Ja, das wäre zum einen der Vater der sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhard und zum anderen Friedrich Merz

Robert: Vorbilder habe ich keine. Außer vielleicht den Bundestagsabgeordneten Christian Freiherr von Stetten, mit dem ich regelmäßig in Kontakt bin.

Sophie: Der Bundesvorsitzende der Grünen, Rainer Bütikofer. Seine offene Art gefällt mir.

Ist Politik nicht langweilig?

Florian: Man macht ja nicht sture Politik, sondern auch Demonstrationen, Pressemitteilungen, besucht den Gemeinderat und kann als Jugendorganisation was erreichen. Das ist das Tolle, sonst würde ich das auch nicht machen.

Christof: Es geht in den Jugendorganisationen ja auch um freundschaftliche Bindungen, Bei der JU ist deshalb das Motto "Party and Politics".

Alexander: Es ist die Mischung: Wir gehen Abends nach Sitzungen auch öfter zusammen weg und feiern.

Funktioniert das Zusammenspiel zwischen Jung und Alt? Hören die Parteien auf die Jungen in ihren Reihen?

Robert: Die Jungen haben ja oft in den Parteien relativ hohe Ränge. Und es ist wichtig, dass die Parteien einen Erneuerungsmotor haben, Leute die auch mal das Gegenteil von dem was die Mutterpartei sagt, vertreten.

Andreas: Dafür gibt es ja die Jugendorganisationen, wenn Jugendliche jetzt nur verstreut in der Partei aktiv wären, hätten sie nicht so viel Einfluss, wie wenn sie sich innerhalb der Partei zusammenschließen und mit Gleichgesinnten zusammenarbeiten. Und es macht auch viel mehr Spaß mit Jüngeren.

Alexander: Das ist durchaus auch eine Chance, weil die Parteien zu alt sind. In Neu-Ulm sieht man das bestens in der SPD: Die Hälfte des Vorstands im Ortsverein Neu-Ulm besteht aus Juso-Mitgliedern, da können wir die Politik mitgestalten. Andererseits haben wir die Jusos als Plattform, um neue Mitglieder zu gewinnen. Einfluss kann man natürlich nehmen, indem man Anträge an seine den Stadtratsfraktion stellt.

Was soll sich auf kommunaler und nationaler Ebene ändern. Was sind eure Ziele?

Alexander: Dass man, wie schon gesagt, für die Jugend- und Szenekultur wieder einen Ort schafft. An Jugendhäusern ist in der Neu-Ulmer Innenstadt ein Riesenmangel.

Andreas: Das sind ein paar Grundpfeiler: friedliche Außenpolitik in Deutschland, dass man der Verfassung treu bleibt, und die Bundeswehr nicht außerhalb Deutschlands einsetzt; Demokratisierung vorantreiben, dass man Volksentscheide ausweitet. Versuchen sollten wir auch, die Umverteilung von unten nach oben zu stoppen - in Deutschland geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Also muss man eine Umverteilung von oben nach unten einleiten. Wir müssen toleranter werden und friedlich miteinander leben.

Christof: Für mich geht es kommunalpolitisch vor allem um den vorschulischen Bereich: Da muss man Bildung fördern, intensiv an Integration arbeiten, durch Sprachförderung und ähnliches. Es geht für mich auch darum eine Jugendkultur vor Ort zu schaffen. Bundespolitisch geht es für mich um eine Politik, die Wachstum und damit Arbeit und Wohlstand schafft und natürlich die CDU-Grundprinzipien, für die ich stehe: Mehr Freiheit schaffen und Gerechtigkeit.

Robert: Auf kommunaler Ebene kann man sehr viel bewirken: Straßenbau, Schulisches, Jugendanlagen. Ich seh es als sehr wichtig an, das kulturelle Angebot im Raum zu fördern - Jugendhäuser neu aufzubereiten und allgemein mehr für die Jugendlichen zu tun. Auf Bundesebene bin ich der Ansicht, dass wir die USA als starken Bündnispartner brauchen.

Sophie: Was mir sehr wichtig ist, ist der Nahverkehr. Da ich auf dem Land wohne, finde ich es wichtig Nachtbusse und Möglichkeiten für jüngere Leute, auch mal wegzugehen, zu schaffen. Im größeren Rahmen interessiere ich mich stark für Bildungspolitik. Ich bin natürlich grün und stehe für Ökologie.

Florian: Mir ist kommunalpolitisch die politische Teilhabe von Jugendlichen wichtig. Wir Jusos haben was ganz Aktuelles: Wir haben einen offenen Brief an Ivo Gönner geschrieben und ihn auf die Notwendigkeit von Jugend- und Kinderparlamenten hingewiesen - ein Gemeinderat für jugendpolitische Themen.

Christof: Wir haben auch einen Brief geschrieben zum gleichen Thema.

Quelle: Südwest Presse. www.swp.de